Coaching oder Therapie? In welchen Bereich fällt die Kinesiologie?

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Eine Frage, die mir außergewöhnlich häufig gestellt wird, lautet: „Brauche ich eigentlich einen Heilpraktikerschein oder eine medizinische Vorbildung, um als KinesiologIn oder Coach arbeiten zu können?

Die kurze und einfache Antwort darauf lautet: Nein, brauchst Du nicht.

Aber Du kannst Dir denken, dass ich keinen Blogartikel zu dieser Frage schreiben würde, wenn es denn so einfach wäre…

Es gibt zwei Fragen, die wir zuerst unter die Lupe nehmen sollten:

  • Was möchtest Du im Anschluss an Deine Kinesiologie-Ausbildung damit machen? Wie möchtest Du arbeiten, mit wem – oder besser mit welchen Problemen und Themen möchtest Du arbeiten?
  • Wie definieren wir Coaching, Mentoring, Beratung und Therapie, um einschätzen zu können, welche Techniken und Arbeitsweisen in welchen Bereich fallen.

Schauen wir uns dazu vielleicht erst einmal die Begrifflichkeit genauer an:

Was ist Coaching – Mentoring – Therapie?

Die Bezeichnung Coach hat sich im 20. Jahrhundert als eine Art Tätigkeitsbezeichnung für Sportlehrer, Trainer und private Tutoren – also Lehrer etabliert (engl. Coach).

Aber eigentlich leitet sich Coach (auch engl. für Reisebus) vom ungarischen Wort kocsi (Kutsche) ab.

Danach lässt sich Coaching auch übersetzen als: ’wer das Kutschieren betreibt, den Kutschentransport begleitet oder junge Pferde als Kutschengespann ausbildet’.

Auch im französischen begegnet uns dieser Wortursprung im frz. coche für ‘Reisewagen, Kutsche’. In Frankreich wurde der Begriff bereits im 16. Jahrhundert als Berufsbezeichnung für ‘Begleiter, Privat-, Haus-, Nachhilfe- und Sportlehrer’ verwendet.

Gehen wir noch weiter in der Geschichte zurück und schauen uns den Ursprung des Begriffs Kutsche genauer an, finden wir einen ‘von Pferden gezogenen Verdeckwagen für Personen, also einen Reisewagen’.

Das ungarische. kocsi, taucht 1493 erstmalig als Verkürzung von kocsi szekér auf und bedeutete ein ‘Wagen aus Kocs’.

Im 15. Jahrhundert gab es einen beliebten Reisewagen-Dienst zwischen Budapest und Wien. Etwa auf der Hälfte der Strecke lag einst der Ort Kocs bei Komárom. Auf dieser langen, oft beschwerlichen Reise bot es sich an, hier eine Pause zu machen und die Pferde zu wechseln.

Wenn wir eine Veränderung anstreben und uns von A nach B bewegen wollen – physisch, emotional oder mental – kann das durchaus auch beschwerlich werden.

Eine Pause zu machen, wieder zu Kräften zu kommen, sich zu erfrischen und die Pferde zu wechseln, bevor die Reise zielgerichtet weiter geht, bezeichnet ganz plakativ, was in einem Coaching geschieht.

Wir verstehen daher den Begriff Coaching im weitesten Sinne als Kutschieren. Ein Coach fragt den Reisenden, wohin er möchte und bietet im an, ihn auf möglichst bequemem und zugleich kürzesten Weg von A nach B zu bringen. Ein Kutscher sollte den Weg kennen, nicht aber für den Reisenden die Route festlegen wollen. Der Reisende entscheidet selbst, an welchen Aussichtspunkten er anhalten und wo und wie lange er Pause machen möchte.

Der reisende Klient ist ein Auftraggeber, der zahlende Kunde, der selbst entschieden hat, wohin er möchte und wer ihn auf dem Weg begleiten soll. Er kann jederzeit anhalten, die Reisegeschwindigkeit erhöhen oder verlangsamen oder das Transportmittel und die Reisebegleitung wechseln.

Wenn uns ein Reisender bittet, für ihn zu entscheiden, wohin er reisen soll und wir ihm einen Vorschlag machen, ihm sagen, wo es schöner ist als in der Gegenwart und ihn an einen Platz bringen, den wir für ihn ausgesucht haben, dann wechseln wir vom Coaching zum Mentoring.

Coach entwirrt mit einer Klientin einen Wollfaden.

Was ist Mentoring?

Der Name Mentor taucht erstmals in der griechischen Mythologie auf. Dort bittet Odysseus den Gelehrten namens Mentor, sich während seiner Abwesenheit um seinen Sohn Telemachos zu kümmern. Mentors Aufgabe bestand darin, Telemachos nicht nur zu lehren, sondern ihn auch zu erziehen und in die Gesellschaft einzuführen. Wie ein väterlicher Freund förderte Mentor seine Entwicklung, bildetet ihn aus und stand ihm mit seiner ganzen (Lebens-)Erfahrung und seinen Netzwerken zur Seite.

Ein Mentor / eine Mentorin ist bereits dort, wo seine/ihre Mentees hinwollen. Mentoren wissen, wie man dort hinkommt und haben vor allem eine Vorbildfunktion. MentorInnen lassen förderungswürdige Personen an ihrem Wissen und an ihrer Erfahrung teilhaben, um vor allem die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Mentees zu unterstützen.

Es geht also weniger um die Weitergabe von Wissen – das ist vielmehr die Aufgabe eines Tutors oder einer Tutorin z. B. in einem universitären Lernprozess. Tutoren vermitteln also meist fachspezifisches Wissen, Informationen und Know-how.

Mentoren hingegen vermitteln lösungsorientierte Handlungskompetenz.

Was ist Therapie?

Der Begriff Therapie leitet sich vom griechischen therapeia ab und bedeutet im Ursprung so viel wie „dienen“.

Therapieren bedeutet im allgemeinen Verständnis „dienen, heilen, pflegen“. Ein(e) TherapeutIn führt eine Behandlung – im Sinne einer Heilbehandlung – durch.

Das setzt voraus, dass Therapeuten das Problem (er-) kennen und wissen, wie sie es lösen, d. h. also therapieren können.

Wo liegt der Unterschied zwischen Coaching, Beratung und Therapie?

Kinesiologie Ausbildung Zielsetzung

Brauche ich eine Heilerlaubnis / einen Heilpraktikerschein, um mit Kinesiologie oder einer Coachingmethode arbeiten zu dürfen?

Ein Coach geht davon aus, dass die Antworten auf alle Fragen im Klienten selbst liegen und stellt kluge Fragen, die den Klienten helfen, ihre individuellen Antworten und Lösungen in sich selbst zu entdecken.

Diese Vorgehensweise setzt auf das Selbstverantwortungsmodell und hilft den Klienten Selbst-Wirksamkeit zu entwickeln bzw. wieder zu erwecken. Ich gebe dazu gleich ein Beispiel.

Ein Mentor / eine Mentorin geht davon aus, dass er / sie weiß, wie ein Problem gelöst werden kann, wie man am besten vorgeht und wer dem Mentee dafür die beste Hilfestellung geben kann. Er kennt Menschen, Methoden, Mittel und Wege, die die Mentees von A nach B bringen und stellen ihnen diese Ressourcen gern zur Verfügung. Mentoren arbeiten ebenfalls im edukativen Modell – sie wollen ihre Mentees in ihrer Entwicklung unterstützen – gehen aber davon aus, dass dies über Beratung – sprich darüber erfolgen sollte, dass die Mentees den Rat der Mentoren befolgen. Übersetzt heißt das: „Ich weiß, was Du brauchst und wie Du von A nach B kommst – ich zeige Dir den Weg, gehen musst Du ihn dann selbst.

In einem therapeutischen Setting wissen die Therapeuten, was bei einem bestimmten Problem zu tun ist und geben die Lösung, die sie für dieses Problem kennen, an die Hilfesuchenden (Patienten) weiter.

Die Bezeichnung Patient stammt ursprünglich vom lateinischen patiens ab. Das bedeutet etwa ‚leidend, erduldend, geduldig ertragen‘. Patienten gehen davon aus, dass Therapeuten wissen, was gut und richtig für sie ist.

Häufig wird es nicht gern gesehen, wenn die „Patienten“ eigene Meinungen, Pros und Contras zu einem bestimmten Therapieansatz haben oder noch eine Zweit- oder gar Drittmeinung einholen, bevor sie sich einer von Therapeuten vorgeschlagenen Therapie unterziehen.

Das führt uns zur ersten Frage zurück:

Um zu entscheiden, ob man eine Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde erwerben muss, um mit der Kinesiologie arbeiten zu können, muss man die Frage nach der Arbeitsweise für sich beantworten.

  • Will ich therapieren?
  • Sehe ich mich in der Rolle der Person, die das Problem eines Patienten lösen kann?
  • Will ich die Verantwortung für die Entscheidung für eine Diagnose und einen bestimmten Therapieansatz übernehmen?
  • Will ich ein Heilmittel verordnen?
  • Will ich die Dankbarkeit eines Menschen bekommen, dem ich geholfen habe, sein Problem zu lösen, sein Leiden zu lindern oder seine Krankheit zu heilen?

Wenn auch nur eine einzige dieser Fragen zu einem inneren JA führt, dann sollte man den therapeutischen Weg einschlagen. Ob in die Medizin, in die Psychologie oder in eine der vielen therapeutischen Richtungen wie Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie oder in den Bereich der therapeutischen Kinesiologie. Dafür benötigt man in Deutschland die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde. Die erlangt man z. B. über einem Vorbereitungskurs auf die Heilpraktikerprüfung mit anschließender amtsärztlicher Prüfung. Entweder für den umfassenden sogenannten großen Heilpraktiker oder den auf den Bereich psychischer Störungen begrenzten sogenannten „kleinen“ Heilpraktiker für Psychotherapie. Wobei die Bezeichnung „klein“ in diesem Rahmen irreführend, aber allgemein gebräuchlich ist.

Will man hingegen eher beratend tätig sein und sein Wissen, seine Erfahrung, seine Verbindungen nutzbringend an Ratsuchende weiter geben, dann bewegen wir uns im Bereich des Mentorings.

Ulrike mit Fragezeichen

Die Abgrenzung zwischen Coaching, Mentoring und Therapie liegt in der Art der Problematik mit der gearbeitet wird.

 

Sofern sich der Fokus der Problemlösung auf lebenspraktische Fragestellungen bezieht – also im weitesten Sinne auf Lebensberatung und ausdrücklich nicht auf medizinische oder psychologische Probleme, können Methoden aus der Kinesiologie auch im Mentoring eingesetzt werden.

Im Mentoring schlagen KinesiologInnen den Mentees eine Methode aus ihrem Repertoire kinesiologischer Interventionen vor. Welche das sind, ist zum einen von der Ausbildung des Mentors, zum anderen von der persönlichen Erfahrung abhängig, die die Mentoren mit der jeweiligen Fachrichtung gemacht haben.

Eine Methode ist gewissermaßen nur Gold in den Händen der jeweiligen AnwenderInnen. Das ist bei der Verordnung von Medikamenten durch TherapeutInnen nicht anders. Der Placebo- bzw. der Noceboeffekt spielt immer mit – ebenso wie die Bias, die Vorannahmen, die wir bei jeder Empfehlung mitschwingen lassen.

Und ‚last but not least‘ stellt sich die Frage:

  • Will ich die Antwort auf die Fragen meines Gegenübers herausfinden und präsentieren? –> Dann werde ich TherapeutIn oder MentorIn.

Oder

  • gehe ich davon aus, dass die einzig wahre Antwort auf die Frage des Klienten im Klienten selbst liegt?
  • Finde ich es hochgradig spannend, mit meinem Gegenüber gemeinsam zu forschen, die Zusammenhänge zwischen seiner inneren Landkarte und seinen äußeren Erfahrungen zu entdecken?
  • Bringe ich die Geduld mit, die Menschen, mit denen ich arbeite, ihre Lösungen selbst entwickeln zu lassen – die einzigen Lösungen, die meines Erachtens überhaupt für sie funktionieren können? –> Dann finde ich im Coaching meinen Wirkungsbereich.

Transpersonales Coaching arbeitet immer ziel- und lösungsorientiert

Wenn wir uns als WegbegleiterInnen betrachten, die die Verantwortung innerhalb eines Entwicklungsprozesses bei den Klienten selbst sehen und sie geduldig und verständnisvoll auf dem Weg in die Selbst-Verantwortung, die Selbst-Verwirklichung, das Selbst-Bewusstsein und letztlich in die Selbst-Bestimmung begleiten wollen, dann ist Coaching der Weg, auf dem dies geschieht.

Selbstverständlich können wir Menschen coachen, um fürsorglicher mit sich selbst umzugehen, sich besser zu ernähren, sich mehr zu bewegen, einen gesunden Rhythmus zwischen Anspannung und Entspannung für sich zu entwickeln, ihr Leben so umzustrukturieren, dass es ihren Bedürfnissen und Veranlagungen wirklich entspricht. Und natürlich wird die Folge mehr Energie, weniger Schmerz auf allen Ebenen und eine bessere Gesundheit sein.

Wenn dabei Symptome verschwinden, Krankheiten heilen oder sich der Stoffwechsel reguliert und die Person ein paar Kilos abnimmt, dann ist das keine Ausübung der Heilkunde, sondern eine Art Nebenwirkung der Persönlichkeitsarbeit, die wir im Coaching gemeinsam entwickelt haben.

Sofern wir das Biofeedback gestützte Coaching nicht explizit zur Heilung oder Linderung einer Krankheit anwenden, d. h. solange wir nicht direkt an Symptomen arbeiten, sondern an einem Veränderungsprozess, den die Persönlichkeit durchläuft, ist das, was wir tun Coaching und keine Therapie. Dabei kann es zu Nebeneffekten kommen. Das heißt, dass auch der physische Körper darauf reagiert und seine Reaktionen verändert.

Deshalb arbeiten wir im Transpersonalen Life-Coaching immer ziel- und lösungsorientiert. Ganz gleich, mit welchem Problem – und für die TherapeutInnen unter uns: mit welchem Symptom – jemand zu uns in die Praxis kommt; wir finden zuallererst gemeinsam heraus, wohin die Reise gehen soll. Welches Ziel steuert jemand an, wo will er / sie hin?

Erst dann legen wir mithilfe des Muskelmonitorings die Roadmap fest, die die Person mit all ihren individuellen Ausgangsfaktoren, ihrer einzigartigen persönlichen Situation von Punkt A, an dem sie gerade ist, zu Punkt B – wo sie stattdessen gern sein möchte, bringt.

Roadmap individualisiertes Coaching

One-Size-Fits-All Coaching macht keinen Sinn

Diese Reise ist so hochgradig individuell wie die Person, die sie antritt. Es gibt keine One-Size-Fits-All-Reiseroute. Weder um ein Problem zu lösen, noch um ein Ziel zu erreichen.

Auch wenn wir uns das noch so sehr wünschen. Auch wenn wir so gern die magische Pille hätten, die die 10 kg Übergewicht schmelzen lässt, wie den Schnee in der Sonne. Auch wenn wir noch so gern den magischen Zauberstab schwingen würden, der das innere Kind ein für alle Mal glücklich macht, der die toxische Beziehung weichspült, der den Arbeitgeber in den Verständnis-Trank fallen lässt …

Laut Weltbevölkerungsuhr der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung leben aktuell (Stand September 2023) rund 8,06 Milliarden Menschen auf der Welt. (Quelle Statista am 18.03.2024)

D. h. es gibt mindestens 8.06 Milliarden Wege, ein bestimmtes Problem zu lösen, weil jeder dieser Menschen einzigartig ist, eine einzigartige Genetik mitbringt, einzigartige Erfahrungen gemacht hat, in einzigartigen Lebensumständen lebt, Entscheidungen trifft, agiert und re-agiert.

 

Die einzige verlässliche Instanz, die in Echtzeit über die Vorgänge im System Bescheid weiß, liegt im System des Klienten selbst.

goldener Schlüssel als Symbol für den Zugang zum System

Biofeedback ist der Schlüssel zum System

Wenn wir den kürzesten und direktesten Weg zum Ziel für jeden einzelnen Menschen finden wollen, brauchen wir einen individuellen Schlüssel, der die Tür zu diesem einzigartigen System unseres Klienten aufschließen kann.

Die einzige verlässliche Instanz, die in Echtzeit über die Vorgänge in unserem System Bescheid weiß, ist der Klient selbst.

Um diese Instanz – also die innere Weisheit des Klienten anzuzapfen, nutzen wir das körpereigene Biofeedback-System (das Muskelmonitoring).

Wir nutzen dieses stressbasierte Reaktionssystem des Körpers, um subjektiven Stress sichtbar und erfahrbar zu machen. Der Klient erlebt praktisch und unmittelbar an der eigenen Muskelreaktion, welche Kräfte aufbauenden oder abbauenden auf in ihn wirken.

Um diesen Ansatz ein bisschen praktischer zu machen, habe ich ein Beispiel mitgebracht:

Angenommen, ich hätte an einem Tag in der Praxis 3 Klienten, die alle 3 unter Migräne leiden. Angenommen, es liegt heute kein Gewitter in der Luft, es weht kein Föhn, es ist nicht gerade Vollmond und sie waren auch nicht auf dem gleichen Fest – sprich: sie haben nicht alle drei das Gleiche gegessen oder getrunken.

Würde ich therapeutisch arbeiten, hätte ich vermutlich ein bestimmtes Therapie-Konzept für Migräne. Vielleicht würde ich ein bestimmtes Arzneimittel verordnen, bestimmte Übungen oder den Ausschluss eines bestimmten Nahrungsmittels empfehlen.

Würde ich als Mentorin mit ihnen arbeiten, würde ich vielleicht verschiedene Verhaltensveränderungen vorschlagen, die mir selbst oder anderen Klienten bereits geholfen haben. Aus der Erfahrung könnte ich vielleicht sagen: „Wenn Du x machst, dann wird wahrscheinlich y die Folge sein …

Praxisbeispiel: 3 Klienten – 1 Problem – 3 verschiedene Lösungswege

Als Transpersonal Life-Coach frage ich die erste Klientin – nennen wir sie Leni – nach dem Zustand, den sie anstrebt. Was erhofft sie sich? Wenn ich mit dem Finger schnippen könnte und die Migräne einfach weg wäre (das kann ich natürlich nicht – das sage ich Leni ganz offen, aber nur mal angenommen, ich könnte, … was wäre dann anders in ihrem Leben?

Nach kurzem Überlegen antwortet sie: „Wenn die Migräne weg wäre und nicht wieder zurückkäme? …. Das wäre großartig! Dann wäre ich konzentriert und leistungsfähig. Das wäre auch für meine Kollegen total klasse, weil sie nicht ständig unerwartet für mich einspringen müssten. Wow, nicht auszudenken, what a relief!!! Was für eine Erleichterung!!!

Frage ich die zweite Klientin, Steffi, wie es für sie wäre, wenn ich mit dem Finger schnippen könnte und ihre Migräne wäre ein-für-alle-Mal verschwunden, antwortet sie, ohne zu überlegen – ganz spontan: „Dann könnte ich mich endlich, endlich, entspannen! Diese Migräne macht mich so fertig. Wenn sie kommt, dann kommt sie so heftig, dass ich z. B. nicht mehr Autofahren kann. Das heißt, ich komme unter Umständen nicht mehr nach Hause, wo meine Tabletten sind, wo ich die Jalousien runterlassen und mich verkrümeln kann. Ich lebe praktisch in ständiger Angst davor, dass mich die Migräne von rechts hinten überholt. Manchmal denke ich, dass ich sie mit dieser andauernden Angst und Anspannung überhaupt erst provoziere. Wenn die Migräne weg wäre, wäre ich total gechillt – also tiefenentspannt!“

Und wenn ich den 3. Klienten – nennen wir ihn Rolf – frage, was für ihn anders wäre, wenn ich seine Migräne einfach wegschnippen könnte. Dann antwortet der vielleicht: „Na ja, ich habe meistens Freitag Nachmittag Migräne. Wenn der Stress und die Verantwortung der Woche ein Stück weit von mir abfallen und ich mich auf das Wochenende mit der Familie freue. Aber wenn sie dann kommt, muss ich erst mal eine Tablette nehmen, mich für 2-3 Stunden hinlegen und wenn ich das zeitnah mache, bekomme ich die Kuh gerade noch so vom Eis. Wenn ich damit zu lange warte, dann schlepp ich mich unter Umständen 2,5 Tage damit rum. Also, wenn die Migräne jetzt einfach so weg wäre ….? …. Ganz ehrlich …? Ich fürchte, dann könnte ich mich freitags nachmittags nicht mehr hinlegen, sondern müsste mit meiner Frau und meinen 3 Kindern einkaufen fahren …. Hm … also so ist wenigstens ein bisschen Ruhe im Karton. Wenn meine Frau die Kids schnappt und ihre ausgedehnte Freitag-Shopping-Tour macht, kann ich – mit der Tablette – natürlich ein bisschen runterfahren und zur Ruhe kommen.“

Das nennen wir sekundären Krankheitsgewinn. Einen Vorteil, den man in Kauf nimmt. Auch wenn der Preis für diesen Vorteil etwas Unangenehmes ist.

 

Was bedeutet das für die Praxis? Wie gehen wir im Transpersonalen Coaching damit um?

 

Wir sehen also: Alle drei kommen mit „demselben“ Problem in die Praxis. Ich setze das hier bewusst in Anführungszeichen, denn natürlich haben die 3 nicht dasselbe Problem. Sie haben ein ähnliches Symptom, dem man das Etikett Migräne angeklebt hat, aber selbst mit demselben Symptom leiden und bewältigen die drei es auf ganz unterschiedliche Weise.

Im Transpersonal Life-Coaching werden wir Leni darauf balancieren, konzentriert und leistungsfähig zu sein und – zumindest physisch – eine verlässliche Kollegin zu sein.

Steffi hingegen balancieren wir auf Tiefenentspannung. Wir werden ihre Ängste vor der Migräne, die Ängste davor, nicht selbstständig nach Hause fahren zu können, balancieren und gemeinsam ein neues Lebensgefühl schaffen, in dem sie die Beeinträchtigung durch ihre körperliche Einschränkung nach und nach vergessen kann. Das heißt wir werden sie auf mehr Selbst-Sicherheit balancieren.

Und Rolf werden wir vermutlich darauf balancieren, sich den Raum zu nehmen, sich freitags nachmittags, wenn er aus dem Büro kommt, einfach erst mal 2-3 Stunden zurückzuziehen, ohne dafür eine Migräne als Legitimation produzieren zu müssen. Klingt verrückt? Ja, ich weiß! Funktioniert aber trotzdem.

Das bedeutet, obwohl alle 3 scheinbar mit dem gleichen Problem, auf jeden Fall aber mit der gleichen Diagnose kommen, arbeiten wir bei keinem von ihnen an ihrer Krankheit, an ihrem körperlichen Symptom bzw. Problem.

Wir arbeiten an ihrem Ziel, an dem ersehnten Zustand, den sie erreichen wollen. Und es erklärt sich von selbst, dass Leni andere Interventionsmethoden braucht, um konzentriert und leistungsfähig zu sein, als Steffi, die sich entspannen können möchte oder Rolf, der lernt, Nein zu sagen und gut für sich zu sorgen.

Kinesiologie Ausbildung Zielsetzung

Das heißt, dass unterschiedliche Interventionsmethoden aus unserem überreichlich bestückten Handwerkskoffer in der Transpersonalen Kinesiologie zum Einsatz kommen.

Nicht unbedingt das, was wir standardmäßig erwarten würden, sondern das, was diese individuelle Person gerade braucht …. Und … was noch wichtiger ist, was sie auch tatsächlich umsetzen kann.

Denn was würde es nützen, wenn das Biofeedbacksystem anzeigen würde, dass die betroffene Person sich täglich 90 Minuten bewegen soll, sie aber gerade mit einem Muskelfaserriss immobil Zuhause auf dem Sofa sitzt.

Was würde es nützen, wenn angezeigt würde, dass sie für die nächsten 4 Wochen Zucker und Weißmehlprodukte zu 100% aus ihrer Ernährung ausschließen soll, sie aber im Begriff ist, zu einer Studienreise nach Bhutan aufzubrechen auf der sie sich nicht selbst verpflegen kann.

Die Intelligenz des eigenen Systems zeigt erstaunlicher Weise immer genau das an, was aktuell den höchstmöglichen Nutzen bringt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Die Methoden können natürlich immer nur so umfassend und zielgerichtet sein, wie es das Repertoire des Anwenders hergibt.

Biofeedback-Test lernen.

Natürlich kannst Du auch selbst das Muskelmonitoring lernen. Es ist wirklich kinderleicht. Und Du wirst es in vielen Situationen als Zugang zu Deinem eigenen System nutzen können.

Aber denk dran, der Muskeltest zeigt nur 2 Reaktionen an: Stress und Kein-Stress.

Um ein Ziel zu erreichen, brauchst Du ein passendes Transportmittel und die richtige Ausrüstung. Dieses Equipment, das uns sicher von A nach B bringt, nennen wie Interventionsmethoden. Das sind Techniken aus ganz verschiedenen Bereichen der Kinesiologie aber auch aus der Psychologie, der Persönlichkeitsentwicklung, der Pädagogik, aus den Neurowissenschaften, der Ernährungsberatung u.v.a.m.

Übernimm die Verantwortung für Dein Leben. Sei Dir bewusst, dass Du selbst die einzige Person bist, die Dich an Dein Ziel bringen kann – niemand sonst.

Kinesiologie Ausbildung Zielsetzung

In der Ausbildung in Transpersonaler Kinesiologie stellen wir nach und nach eine Toolbox – unseren umfangreichen Handwerkskoffer – zusammen. Anders als in einem statischen Therapiekonzept mit einem vorgegebenen Lösungsweg für ein spezifisches Problem, zeigt sich über das Setting in der Transpersonalen Kinesiologie die richtige Interventionsmethode zum passenden Zeitpunkt in der für den Klienten aktuell optimalen Reihenfolge.

Fazit: Schluss mit Trial and Error!
Nutze körpereigenes Feedback um gezielt herauszufinden, was für Dich persönlich funktioniert! Das spart Zeit und führt Dich sicher an Dein Ziel!

Je umfassender die Interventionsmethoden, desto zielgerichteter, schneller und effektiver der Veränderungsprozess. Das versteht sich von selbst.

Ich kann sicher auch mit einer Gabel einen Schal häkeln – wenn es sein müsste – mit einer Häkelnadel in der richtigen Stärke geht es aber viel schneller.

Dieser Umstand, dass weder Coach noch Coachee am Anfang einer Sitzung wissen können, wohin die Reise geht, wie sich der Zielzustand entwickelt, welche Aspekte das eigene Bewusstsein im Prozess aus dem Hut zaubert und welche Methoden im Laufe der Sitzung in ihrer einzigartigen Reihenfolge anzeigen, macht jede Session immer wieder überraschend und spannend. Für beide Seiten.

Mit einem vollkommen ergebnisoffenen – wie ich es nenne – „Sherlock Homes und Dr. Watson-Mindset“ an den Veränderungsprozess heranzugehen, macht nicht nur Spaß, sondern eröffnet beiden, Coach und Coachee in jeder Sitzung ungeahnte Lernerfahrungen, Erkenntnisse, Einsichten und einen völlig neuen Blick auf das, was gerade in der Gegenwart geschieht.

Und das ist es, was letztlich zu mehr Selbst-Verständnis und mehr Selbst-Bewusstsein führt. Das ist hochindividualisiertes Coaching in seiner wunderbarsten Form.

Quellen:

https://de.statista.com/themen/75/weltbevoelkerung/#topicOverview

https://www.dsw.org/weltbevoelkerung/

Ulrike Sawert

Leiterin des Instituts für Transpersonale Kinesiologie, seit 1993 selbstständig als Dozentin, Kinesiologin und Coach in Oldenburg. Zertifiziert von der Deutschen Gesellschaft für Angewandte Kinesiologie (DGAK). Supervisorin des Berufsverbands DGAK, vom International Kinesiology College (IKC) zertifizierte Instruktorin. Member of the International Association of Specialised Kinesiologists (IASK). Vom Forum Wertorientierung in der Weiterbildung ausgezeichnet für Qualität, Transparenz und Integrität. Eine der wenigen vom Polaris International College zertifizierten Lehrerinnen für Transformationskinesiologie weltweit.

Expertin Kinesiologie Ulrike Sawert

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